Aus unerfindlichen Gründen wird Regisseur Brian De Palma (geb. 11. September 1940) vom Komitee der Academy Awards mehr als sträflich vernachlässigt. Stattdessen erfreut er sich bei der Vergabe der „Goldenen Himbeere“ für die schlechtesten Filme mit fünf Nominierungen großer Beliebtheit. Der Qualität seiner von Alfred Hitchcock inspirierten Psychothriller tut dies keinerlei Abbruch. Auch bei den Fans finden Gangsterstreifen wie Untouchables - Die Unbestechlichen, Scarface und Carlito`s Way sowie Action Highlights wie Mission: Impossible verdient großen Anklang. Zu De Palmas Verdiensten zählt zudem die Entdeckung Robert De Niros und die Förderung seiner frühen Karriere.
De Palma stammt ursprünglich aus New Jersey, er verbrachte jedoch Teile seiner Kindheit in Pennsylvania und New Hampshire.
Nach der Schule studierte De Palma zunächst Physik. Nachdem er Hitchcocks Vertigo - Aus dem Reich der Toten und Orson Welles „Citizen Kane“ gesehen hatte, wurde ihm jedoch klar, dass es seine Bestimmung ist, selbst Filme zu machen. Umgehend wechselte er die Ausbildung und studierte Theater an einer Kunsthochschule.
1963 drehte De Palma mit den Co-Regisseuren Cynthia Munroe und Wilford Leach seinen ersten Spielfilm. Das Trio produzierte The Wedding Party mit einem Budget von 43.000 Dollar selbst. De Palma bewies bei der Auswahl eine glückliche Hand für aufstrebende Talente. So gehörten zum Cast keine Geringeren als Jill Clayburgh (die spätere Gattin von De Palmas Freund Al Pacino wurde 1978 und 1979 für den Oscar für die beste Hauptdarstellerin nominiert) und Robert De Niro. Für beide war es die erste Spielfilmrolle. Unbekannt wie De Niro damals noch war, passierte beim Erstellen des Abspanns ein Fehler und er taucht dort im ursprünglichen Schnitt als Robert Denero auf. Ein Verleih für The Wedding Party fand sich erst 1969 in Troma Entertainment.
Auch 1968 Greetings - Grüsse und 1970 Hi, Mom! setzte De Palma wieder auf eine Zusammenarbeit mit De Niro. Im Kontext der Anti-Vietnam Bewegung liebäugeln beide Filme mit einer politisch revolutionären Position. Neben dem Verdienst De Niro seine ersten größeren Rollen gegeben zu haben, schob er die Karriere des Ausnahmeschauspielers noch zusätzlich an, indem er ihn seinem Regie-Kollegen Martin Scorsese vorstellte. Für das Knüpfen der Verbindung zu De Niro bedankte sich Scorsese 1973 nachdrücklich im Abspann von Hexenkessel - Mean Streets bei De Palma.
Nach drei erfolgreichen Independent Produktionen kehrte De Palma der New Yorker Greenwich Village Filmszene den Rücken zu und fand in Hollywood eine neues Betätigungsfeld. Gleich für seinen ersten Major-Film. die Komödie „Hilfe, ich habe Erfolg!“ konnte er mit Orson Welles eines seiner großen Vorbilder für eine Rolle verpflichten. Mit seinem nächsten Streifen Sisters - Schwestern des Bösen konnte er im nächsten Jahr ein erste Marke im Bereich des düsteren Psycho-Thrillers setzen, das später zu einer seiner bevorzugten Spielwiesen werden sollte.
De Palmas erster Kassenschlager datiert auf das Jahr 1976. Er musste die Verfilmung der Stephen King Novelle Carrie - Des Satans jüngste Tochter jedoch mit einem relativ kleinen Budget von 1,8 Millionen Dollar bewerkstelligen, da der Sturm des Buchs auf die internationalen Bestsellerlisten erst nach dem Film erfolgte. Sissy Spacek und Piper Laurie liefen unter De Palmas Anleitung zu schauspielerischen Höchstleistungen auf und wurden für die Oscars in den Kategorien beste Haupt- bzw. beste Nebendarstellerin nominiert. Carrie - Des Satans jüngste Tochter spielte fast das Zwanzigfache seiner Produktionskosten ein.
Neben Psycho-Thriller machte sich De Palma in den folgenden Jahren vorallem einen Namen mit Gangsterfilmen. Untouchables - Die Unbestechlichen gehört zu den wichtigsten Filmen aller Zeiten dieser Gattung. Mit Scarface und Carlito`s Way (beide mit Al Pacino) gelangen ihm zudem weitere Genre-Highlights.
De Palmas wichtigste Psychothriller sind Teufelskreis Alpha und „Black Dahlia“.
Sein kommerziell größter Erfolg war das Action-Spektakel Mission: Impossible (1996) mit Tom Cruise in der Hauptrolle.
Von der Kritik am meisten geliebt wurde sein anspruchsvoller Anti-Vietnam-Film Die Verdammten des Krieges, das mit einem brillanten Jean Penn die unmenschliche Verrohung einer kleinen Einheit von Soldaten anhand tatsächlicher Ereignisse thematisiert.
Filmhistorisch ist De Palma im Bereich der American New Wave zuzuordnen, die in der Zeit von Mitte der Sechziger bis Anfang der Achtziger stilistisch das klassische Hollywood auf den Kopf stellte. Weitere wichtige Vertreter sind Ridley Scott, Francis Ford Coppola, Steven Spielberg und John Carpenter. Zu den neueren Regisseuren, die bekennen von De Palma beeinflusst zu sein, zählt kein geringerer als Quentin Tarantino.
Zu De Palmas Markenzeichen gehört das gewollt sichtbare Kopieren bei anderen Regisseuren. Besonders oft greift er dabei auf sein großes Vorbild Alfred Hitchcock zurück. Daraus erklärt sich auch die oftmalige Nähe von De Palmas Schaffen zu Klassikern des Suspense-Kinos wie Psycho und Vertigo - Aus dem Reich der Toten. Die Schlusssequenz in Untouchables - Die Unbestechlichen dagegen ist eine klare Hommage an Sergei Einsteins „Panzerkreuzer Potemkin“.
Daneben ist er bekannt für die Integration schlüssiger Motive aus der Psychologie und die teilweise explizite Darstellung von Gewalt. Dabei versetzt er den Zuschauer bisweilen regelrecht in die Rolle eines Voyeurs. Diesen speziellen Blickwinkel erklärt De Palma mit einer prägenden Erfahrung aus seiner Kindheit. Als seine Eltern geschieden wurden, verdächtigte seinen Mutter den Vater des Fremdgehens. Um herauszufinden ob das stimmt, verfolgte der Filius seinen alten Herrn und beobachtete ihn heimlich.
Häufig greift De Palma auf Aufnahmen zurück, bei denen die Kamera auf einem Schwebestativ montiert wurde. So entstehen Sequenzen, bei denen die Kamera einem einzelnen Schauspieler folgt, die jedoch durch die Entkopplung des Kameramanns von seinem Arbeitsgerät durch Wackelarmut und Klarheit sowie einer Perspektive, die erscheint als würde Kamera durch den Raum schweben, bestechen.
De Palma war dreimal verheiratet. Alle seine Ex-Gattin Kommen aus dem Filmgeschäft: Darnell Gregorio und Nancy Allen sind Schauspielerinnen. Anne Hurt ist eine renommierte Produzentin (vorallem von Science Fiction-Action ala „Terminator I - III“, „Aliens – Die Rückkehr“, „Aeon Flux“ und „Armageddon“).
De Palma ist ein großer Fan der Musik von Bruce Springsteen.
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