Mit seiner Verkörperung des Vampirs Dracula von den Fünfzigern bis in die Siebziger Jahre ging Christopher Lee (geb. 27. Mai 1922) in die Filmgeschichte ein. Danach teilte er zunächst das Schicksal vieler alter Leinwandgrößen und musste sich Jahrelang mit kleineren Rollen in mittelklassigen Filmen begnügen. Im neuen Jahrtausend gelang ihm jedoch mit der „Herr der Ringe“ Trilogie und Star Wars Episode II und III ein furioses Comeback.
Lee erblickte das Licht der Welt in London als Sohn eines britischen Armee Offiziers und Marie Carandini di Sarzano, einer Enkelin der Opernsängerin Marie Carandini. Seine Mutter galt als eine der bedeutendsten Schönheiten Englands in der Edwardianischen Zeit und diente den großen englischen Malern dieser Epoche wie Oswald Birley und Lavery als Modell.
Lees Eltern trennte sich früh. Seine Mutter migrierte in die Schweiz. Dort spielte Lee in einem Schultheaterstück als Rumpelstilzchen die erste Schurkenrolle seines Lebens. Später kehrte er mit seiner Mutter nach London zurück. Sie heiratete dort Harcourt Rose, einen Stiefvetter des James Bond Erfinders Ian Fleming.
Lee bemühte sich um eine Aufnahme am renommierten Eton College. Er fiel zwar durch die Aufnahmeprüfung, dennoch sollte dieser Tag seinem zukünftigen Leben die Richtung weisen. Er traf in Eton nämlich Montague Rhodes James, der dort englische Mediävistik lehrte. MR Rhodes war mit seinen Geistergeschichten eine der Leitfiguren des Gothic Horror und weltweit einer der bekanntesten Autoren des Genres. Seine Novellen beeinflussten H.P. Lovecraft, C.A. Smith bis hin zu Stephen King in neuerer Zeit. Lee erinnerte sich in seiner Autobiografie, dass Rhodes, der ein schwarzes Cape trug, furchteinflößend auf ihn wirkte. Andererseits war Rhodes einer der beeindruckendsten Menschen, die er seinem Leben getroffen hatte und er sieht in dieser Begegnung eine der Ursachen für sein lebenslanges Interesse an Okkultismus und Horror-Geschichten.
Da es mit der Aufnahme in Eton nicht klappte, studierte Lee in Wellington. Im zweiten Weltkrieg meldete er sich freiwillig zu einer Einheit, die in Finnland stationiert war. Später wechselte er zur Luftwaffe, wo er in einer Nachrichtendienst-Einheit eingesetzt wurde.
Nach dem Krieg konnte Lee schnell eine Karriere beim Film starten. 1946 unterzeichnete er einen Sieben-Jahres-Vertrag bei der Rank Agentur, die ihm bald die ersten Rollen vermittelte. Seine ersten Dreharbeiten absolvierte er 1947 in der Gothic-Romanze „Im Banne der Vergangenheit“. Im gleichen Jahr versah er zudem eine Statistenrolle in Laurence Oliviers „Hamlet“ Verfilmung. Dabei lernte er Peter Cushing kennen, zu dem sich eine lebenslange Freundschaft entwickelte. Zudem sollten fast 20 weitere Filme, in denen beide zusammen auftraten, folgen.
In den nächsten Jahren wirkte Lee bei rund dreißig Filmen mit, darunter die Abenteuer-Klassiker „Der Rote Korsar“ und „Des Königs Admiral“ sowie der überaus beeindruckende Kriegsfilm „Panzerschiff Graf Spee“.
1957 nahmen Hammer Films Lee unter Vertrag. Nachdem das Studio zuvor eher Krimis und Abenteuerstreifen produziert hatte, begannen sich die Verantwortlichen nach dem Erfolg von „Schock“ ab 1955 zusehends für das Horror-Genre zu interessieren. Dem zollte die 1957er Verfilmung von Frankensteins Fluch Rechnung. Lee übernahm die Rolle der „Kreatur“. Zu seiner Leib- und Lebenrolle kam er 1958 in der Bram Stocker Adapation „Dracula“. Der Film war ein gigantischer Erfolg und begründete Hammers uneingeschränkte Vormachtstellung in der Horrorfilmbranche bis weit in die Siebziger. Hammer Hausproduzent Terrence Fisher drehte in den nächsten Jahren mehrere Fortsetzungen, die allesamt vom immer wieder brillanten Widerstreit zwischen Christopher Lee (Dracula) und Peter Cushing (Van Helsing) leben. Lee gab den Vampir bis Mitte der Siebziger 14 mal. Unterer anderem auch für Jess Francos Nachts, wenn Dracula erwacht (mit Klaus Kinski als Reinfeld). Mit seiner Interpretation des Dracula schaffte er es dem bis dahin bekanntesten Vampir-Darsteller Bela Lugosi den Rang abzulaufen.
Neben den Vampirgeschichten begründete Lee seine Rolle als Horror-Ikone aber auch mit insgesamt fünf „Fu Manchu“ Filmen sowie einer ganzen Reihe von Genrehighlights. Dabei stechen Mario Bavas Der Dämon und die Jungfrau, die Egar Allan Poe Adaption Die Schlangengrube und das Pendel (1967) und besonders „The Wicker Man“ (1973) heraus. Letzterer gilt Insidern als einer der besten Horrorfilme aller Zeiten. Das Genre-Magazin „Cinefantastique“ vertrat die weit anerkannte Meinung, dass seine Bedeutung für den Phantastischen Filme ohne weiteres mit der von „Citizen Kane“ für die Krimigattung zu vergleichen ist.
1976 lehnte Lee die Rolle des Dr. Sam Loomis in John Carpenters Halloween ab. Diese Entscheidung sieht er heute als einen der größten Fehler seiner Karriere an. Denn zu dieser Zeit begann Lees Stern zu sinken. Die Hammer Studios mussten Konkurs anmelden und in wichtigen Filmen fielen nur noch kleine Rollen für ihn ab oder er musste sich mit B-Movies begnügen, unter denen sich freilich einige Perlen befinden.
Eine Wende zum Besseren wurde Ende der Neunziger eingeläutet, als Lee von Shooting-Star Tim Burton für Sleepy Hollow verpflichtet wurde. Zu weltweitem Ruhm kam Lee dann Anfang des neuen Jahrtausends durch seine Rollen als Saruman in Peter Jacksons „Herr der Ringe“ Trilogie und als Count Dooku in George Lucas „Star Wars Episode II + III“. Mit Charlie und die Schokoladenfabrik und „Der Goldene Kompass“ folgten weitere Kassenschlager.
Nachdem Lee (zusammen mit Nastassja Kinski) 1975 in Die Braut des Satans im vorletzten Film der Hammerstudios vor ihrem damaligen Bankrott mitgewirkt hatte, ließen es sich die Macher der 2008 wiedergegründeten Firma nicht nehmen, ihren Star von Einst wieder zu engagieren. So kehrte Lee 2010 mit „Resident“ an Seite der zweifachen Oscarpreisträgerin Hillary Swank nach langer Pause in einem ausgezeichneten Horror-Schocker an seine alte Wirkungsstätte zurück.
Seit 1961 ist Lee mit dem früheren dänischen Model Birgit Kroencke verheiratet. Gitte und Christopher haben eine Tochter: Christina Lee (geb. 23. November 1963). Lee ist der Onkel der bekannten britischen Schauspielerin Harriet Walter. 2001 wurde Lee von Königin Elizabeth II zum Ritter geschlagen.
Seine Freizeit widmet er hauptsächlich zwei Themen.
Zum einen der Musik. Lee ist ein ausgezeichneter Sänger. Legendär ist sein Lied über Alkohol, das er in der Superhelden Komödie „The Return of Captain Invincible oder wer fürchtet sich vor Amerika“ 1984 zum Besten gab. Oder seine Performance des psychedelischen Folk Songs "The Tinker of Rye" in „The Wicker Man“. In den letzten Jahren arbeitete Lee mit verschiedenen Heavy Metal Bands zusammen. Er nahm einen Song mit Rhapsody auf und mit Manowar spielte er eine Neuvertonung ihres Klassikers „Dark Avenger“ ein. 2010 veröffentlichte Lee als Sänger ein komplettes Symphonic Metal Album mit dem Titel „Charlemagne - By the Sword and the Cross“.
Sein anderes Steckenpferd ist der Okkultismus. Lee besitzt eine Bibliothek mit mehr als 12.000 Büchern zu diesem Thema.
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