Jess Franco ist einer der bekanntesten und einflussreichsten Filmemacher der Genres Sleaze, Explotation, Trash und Horror. Er wurde am 12.Mai 1930 in Madrid als Jesus Franco Manera geboren und verstarb am 2.April 2013 in Malaga an einem Schlaganfall. Der spanische Kultregisseur war insgesamt an über 200 Produktionen beteiligt. Größere internationale Aufmerksamkeit erreichte Franco seit Ende der Sechziger vor allem durch seine teils umstrittenen Frauengefängnisfilme. Am 1. Februar 2009 wurde er in Madrid von der Academia de las Artes y las Ciencias Cinematográficas (Akademie der Künste und der cineastischen Wissenschaften) mit dem Goya Filmpreis für sein Lebenswerk gewürdigt.
Thematisch wurde Franco vor allem durch die Verknüpfung von Sex und Gewalt berühmt und berüchtigt. Neben Sado-Masochismus gehört die Darstellung lesbischer Liebe (oft mit erstgenanntem oder aber klassischen Vampirthemen verknüpft) zu seinen inhaltlichen Schwerpunkten. Die Filme bestechen weniger durch einen ausgefeilten Plot, sondern vielmehr durch das Aneinanderreihen von einzelnen Sequenzen, die oft nur intuitiv miteinander verknüpft sind. Dabei zeigt sich oft eine deutlich Nähe zum Surrealismus – nicht nur in den Bildern, sondern auch in der Sprache. "Die Dunkelheit der Nacht verstärkt die Schreie der gequälten Kreaturen und das makabere Gezeter des Windes der an deinem Fenster entlang streicht.“ Aus Eine Jungfrau in den Krallen von Zombies.
Seit 1952 arbeitet er im Filmbusiness - zunächst als Filmkomponist und Regieassistent, ab 1957 als Regisseur. In vielen Fällen steuerte er zu seinen Filmen das Drehbuch bei und spielte selbst eine Nebenrolle. Den Beginn seine Regietätigkeit markierten Kurzfilme. Für Estampas guipuzcoanas número 2: Pío Baroja“ wurde er 1960 mit dem Preis für den besten spanischsprachigen Kurzfilm auf dem San Sebastián International Film Festival ausgezeichnet.
1961 drehte Franco mit Der schreckliche Dr. Orloff seinen ersten Horrorstreifen, der gleichzeitig den Beginn einer langjährigen Zusammenarbeit mit B-Movie-Star Howard Vernon markiert.
1966 wurde Franco von Orson Wells als Regieassistent für Falstaff verpflichtet. Dadurch öffnete sich ihm international zahlreiche Möglichkeiten. Franco lehnte jedoch das Angebot von AIP ein Hollywood Remake von Dr. Orloff zu drehen ab und zog es vor, stattdessen unabhängig in Europa zu arbeiten. Ende der Sechziger verlegte Franco seinen Arbeitsschwerpunkt nach Deutschland, was sich in Besetzung seiner Rollen widerspiegelt. So standen u.a. Schlagersänger Chris Howland, Horst Tappert (bekannt durch die Fernsehserie Derrick) sowie Vorzeigebösewicht Klaus Kinski vor seiner Kamera.
1970 leistete Franco mit Der Hexentöter von Blackmoor (Hauptrolle Christopher Lee – der in insgesamt sechs Francostreifen auf der Leinwand zu sehen ist) einen wichtigen Beitrag zur damals aktuellen Hexenfilmwelle und machte Soledad Miranda mit gleich vier Filmen (Nachts wenn Dracula Erwacht, Vampyros Lesbos, Sie tötete in Ekstase und der Edgar Wallace Adaption Der Teufel kam aus Avakasa) quasi über Nacht zum Star. Jedoch war es Soledad Miranda nicht vergönnt, sich lange in Ihrem Ruhm zu sonnen, da sie am 18. August 1970 im Alter von nur 27 Jahren bei einem tragischen Autounfall in der Nähe von Lissabon ums Leben kam.
Nach seiner Rückkehr nach Spanien lernte Franco das junge Starlet Lina Romay (geb. 23. Juni 1954) kennen, mit der er bis heute liiert ist und die von nun an in zahlreichen seiner Filme die weibliche Hauptrolle spielen sollte (Debüt in Das Blutgericht der gequälten Frauen 1972).
Mitte der Siebziger begann Franco eine Kooperation mit dem Schweizer B-Movie-Produzenten Erwin C. Dietrich, aus der zahlreiche Trash-Klassiker wie Frauengefängnis, Jack the Ripper oder Frauen Für Zellenblock 9, Das Bildnis der Doriana Grey und ILSA - the Wicked Warden resultieren. 1980 drehte Franco schließlich mit Sadomania einen der späten Höhepunkte des Sexploitation Genres, um sich danach verstärkt Zombie- uns Kannibalen-Streifen (z.b. Oase der Zombies, Nackt unter Wilden und Die Blonde Göttin der Kannibalen) zuzuwenden. Mit schwindendem kommerziellen Erfolg verschwand Franco zusehendes von der internationalen Bühne und dreht fast nur noch für den spanischen Markt.
In den Neunzigern konnte er mit einigen Filmen wie Vampire Blues auch in kleineren Rahmen wieder international Aufsehen erregen. Seit Mitte des letzten Jahrzehnts gibt es eine Franco Retrowelle, durch die der langjährig als Schundfilmemacher Gescholtene von einem teils völlig neuerem Publikum entdeckt wurde. Neben der Wiederveröffentlichung (vor allem seiner Siebziger Jahre Klassiker) wurde Franco nun durch zahlreiche Preise und Werkschauen zum Kultregisseur erhoben.
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