Mario Bava (* 31.07.1914 / + 27.04.1980) war eine der wichtigsten Inspirationen für spätere Regie-Shooting-Stars wie Martin Scorsese, Dario Argento, Ridley Scott (Alien), George A. Romero, Quentin Tarantino und Tim Burton. Er gilt als der Erfinder des Giallo Genres (italienische Variante des Suspense-Kinos, benannt nach den gelben Umschlägen, die in den Sechzigern typisch für Krimis und Thriller waren) und Gottvater des Goldenen Zeitalters des italienischen Horrorfilms.
Bava wurde im italienischen San Remo geboren und kam von familiärer Seite schon von Kindesbeinen an mit dem Kino in Berührung. Nachdem sich sein Vater Eugenio zunächst als Maler und Bildhauer verdingt hatte, wechselte er als Kameramann in die junge Filmbranche und machte sich schnell als einer der ersten international renommierten Fachleute für Spezialeffekte auch außerhalb Italiens einen Namen. Als Beispiel sei hier nur Enrico Guazzonis Stummfilmepos Quo Vadis aus dem Jahr 1913 genannt.
Ursprünglich wollte Mario Bava Kunst studieren und später als Maler arbeiten. Da er sich jedoch mit den stark ideologisch geprägten Studieninhalten des faschistischen Italiens der Dreißiger Jahre nicht identifizieren konnte, verließ er die Universität ohne Abschluss. Zunächst eher aus Geldknapp als aus Überzeugung begann Mario seinem Vater zu assistieren. Dabei legt er eine ungewöhnliche Begabung an den Tag und wird schon bald von Regiegrößen wie Roberto Rosselini oder Georg Wilhelm Pabst für Dreharbeiten verpflichtet. Dank seines künstlerischen Auges und innovativer Ausleuchtungstechniken macht er sich in den folgenden Jahren selbst einen Namen als exzellenter Kameramann.
1956 und 1960 schließlich vollendet Bava quasi als Springer drei Filme, bei denen die ursprünglichen Regisseure während des Drehs die Arbeit aus unterschiedlichen Gründen abgebrochen hatten: Der Vampir von Notre Dame, Caltiki - Rätsel des Grauens, Die Schlacht von Marathon.
Daraufhin erhielt er die Gelegenheit, sein erstes komplett eigenes Regieprojekt durchzuführen: Die Stunde wenn Dracula kommt (Black Sunday). Mit dem Schwarz/Weiß-Streifen mit Barbara Steele in der weiblichen Hauptrolle gelang ihm gleich ein großer Wurf. Black Sunday gilt noch heute zurecht als einer der wichtigsten Horrorfilme überhaupt und als Auslöser der italienischen Horrorfilmewelle der beiden folgenden Jahrzehnte.
Bava beschränkte sich jedoch nicht nur auf dieses eine Genre, sondern drehte auch Krimis, Western und sogar eine Erotik-Kömödie. 1962 stieß Bava mit La ragazza che sapeva troppo, das als Geburtsstunde des Giallo gilt, eine weitere wichtige Welle des italienischen Kinos an. 1963 glänzte er mit einem weiteren Meilenstein des Phantastischen Films: Black Sabbath (mit einem grandiosen Boris Karloff). Ende der Sechziger sollten sich in Birmingham vier junge englische Bluesmusiker von diesem Film so beeindruckt zeigen, dass sie ihre Band von EARTH in Black Sabbath umbenannten, ihre Texte und das Image an Bavas Film orientieren und damit quasi das Musikgenre Heavy Metal erfanden. 1965 schuf er mit Planet der Vampire einen Science Fiction Meilenstein, ohne dessen Einfluss die späteren Ridley Scotts Alien undenkbar wäre.
Trotz durchaus beachtlicher finanzieller Erfolge kündigten AIP (die sich um die Vermarktung von Bavas Werken im englischsprachigen Raum kümmerten) 1966 seinen Vertrag. Seine Arbeiten waren für AIP zu düster und seine Hinwendung zu Themen wie sexuellen Obsessionen und Drogensucht passten nicht zum Image der Firma. Bava, der außerhalb seiner Regiearbeit von Bekannten stets als zurückhaltender und höflicher Mensch beschrieben wurde, legte jedoch auch in Zukunft keinerlei Wert auf kommerzielle Vermarktbarkeit und verfolgte kompromisslos seinen eigenen Weg. 1971 gelang ihm mit Bay Of Blood ein weiterer großer Wurf. Nachdem er für das Giallo Genre den Stein ins Rollen gebracht hatte, legte er nun eine der wichtigsten Grundlagen für die ausgehend von Bay of Blood immer populärer werdenden Slasherfilme.
1972 und 1973 machte Bava mit Baron Blood und Lisa und der Teufel Elke Sommer zur ersten deutschen Scream Queen.
Nach 1973 zog er sich zusehends aus dem Filmgeschäft zurück und übergibt den Stab wie schon zuvor sein Vater an ihn, an seinen Sohn Lamberto Bava, mit dem er 1977 den Okkult-Thriller Shock - Beyond the Door 2 fertig stellte.
Neben dem innovativen Spiel mit Licht und Schatten zählt der Einsatz von teils opulenten Farben zu den wichtigsten Charakteristika von Bavas Schaffen. Dabei nutzte er die Möglichkeiten der in den Sechzigern und Siebzigern üblichen Technicolorfilme, die eine nachträgliche Betonung einzelner Farben erlaubte. Besonders Dario Argento war von den Möglichkeiten derart begeistert, dass er 1977 für Suspira die nicht mehr im Handel erhältlichen Technicolorfilme aufkaufte, um eine traumhafte, surreale Wirkung erzeugen zu können. Für die 1980er Fortsetzung Horror Infernal holte Argento Lamberto Bava als Regieassistent und Vater Mario für Spezialeffekte ins Boot.
Kurz nach den Dreharbeiten verstarb Mario Bava an den Folgen einer Herzattacke am 27. April 1980.
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