Paul Naschy (auch Jacinto Molina), (geb. 6. September 1934; gest. 30. November 2009) bezeichnete sich selbst gerne, nicht zu unrecht, als Auslöser und Dreh- und Angelpunkt des spanischen Horrorbooms, der Ende der Sechziger Jahre seinen Lauf nahm. Als Schauspieler erlangte er in der Rolle des Werwolfs Waldemar Daninsky, den er insgesamt zwölfmal verkörperte, Weltruhm und steht lediglich Lon Chaney Jr. in seinem Ruf als Wolfmandarsteller nach. Als Drehbuchautor der Lebenden Leichen Filme (1972/73) war er einer der wichtigsten Vorreiter der Zombie Film Explosion der Siebziger. Zudem führte er Regie in 14 Filmen.
Naschy wurde in Madrid unter dem bürgerlichen Namen Jacinto Molina (den er für alle seine Regie- und Drehbucharbeiten verwendete) geboren. In den Fünfziger Jahren studierte er Landwirtschaft und Architektur. Dies geschah auf Wunsch seiner Eltern. Naschy entwickelte jedoch kaum Initiativen eine Laufbahn in einem dieser beiden Bereiche. Stattdessen ließ er seiner künstlerischen Ader freien Lauf und verdingte sich als Grafikdesigner für Plattenfirmen wie Decca und Columbia, für die er u. a. Cover für spanische Pressungen von Elvis Presley Platten gestaltete. Unter dem Pseudonym Jack Mills veröffentlichte er zudem Pulps und zeichnete Comics. Naschy war zu dieser Zeit als Fußballer, Boxer und Gewichtheber (er wurde 1958 spanischer Meister im Leichtgewicht) sportlich sehr aktiv.
Anfang der Sechziger setzte Naschy erstmals einen Fuß in Filmgeschäft. Nachdem er mit Jobs als Regie- und Produktionsassistent angefangen hatte, trat er zunehmend in Nebenrollen auf. In seiner erste Hauptrollen in Mark of the Wolf Man spielte er den Charakter, der zu seinem Markenzeichen werden sollte: Den Werwolf Waldemar Daninsky. Naschy wirkte von nun an in zahlreichen Filmen verschiedener Genres mit. Hauptsächlich war er jedoch im Bereich des Gothic Horrors tätig, das sich damals dank internationaler Studios wie Hammer, Amicus und AIP großer Beliebtheit erfüllte. Während die großen Firmen die Stars meist auf einen Charakter fixierten (z. b. Christopher Lee als Dracula), wurde Naschy von den spanischen Produktionsfirmen, trotz seines Erfolgs als Wolfman, für die verschiedensten Rollen besetzt. So war er der einzige Schauspieler seiner Zeit, der quasi alle klassischen Horrorcharaktere auf der Leinwand verkörperte: Dracula, Wolfman, Zombie, Frankenstein, Dr. Fu Manchu, die Mummie, Igor, Mr. Hyde und den Buckligen.
Besonders bekannt wurde 1971 La Noche de Walpurgis (kam in Deutschland als Nacht der Vampire in den Verleih), dessen internationale Veröffentlichungen die unterschiedlichsten Titel trugen, beispielsweise Walpurgis Night The Werewolf vs. the Vampire Woman, Blood Moon und Werewolf's Shadow.
In den Siebzigern verfasste Naschy, der durch seine Arbeit als Groschenromanautor in den Fünfzigern Erfahrung im Schreiben gesammelt hatte, zahlreiche Drehbücher, von denen alleine 1973 acht Stück verfilmt wurden. Dabei stechen vor allem seine Lebenden Leichen Scripts heraus. Mit ihnen spielte er eine wichtige Vorreiterrolle der aufkommenden Zombiewelle. So wurden Die Rebellion der lebenden Leichen in der späteren Videoveröffentlichung zu Blutrausch der Zombies. Oder der Film Die Bestie aus dem Totenreich, der später z.b. als Return of the Zombies und „Terror of the living dead tituliert wurde.
Eine weitere wichtige Rolle Naschys war Alaric de Marnac (Horror rises from the tomb 1972 und Panic Beats 1982), die an die Person des historischen Massenmörders Gilles de Rais angelehnt ist. De Rais lieferte ebenfalls die Vorlage für Naschys Hauptrolle in Marshal from Hell (1974).
1981 trat Naschy zusammen mit Horrorlegende Peter Cushing in Mystery on Monster Island auf. Obwohl sich der Geschmack der Filmfans in den Achtzigern zunehmend von den klassischen Horrorthemen abwandte, verschwand Naschy nie komplett in der Versenkung und behielt einen Kultstatus.
2000 wurde Naschy vom Fangoria Magazin in dessen Hall of Fame aufgenommen. 2001 wurde er vom spanischen König Juan Carlos I. mit der Gold Medall in Fine Arts ausgezeichnet. 2004 sorgte er in Rojo Sangre in der Rolle als alternder Schauspieler noch einmal für ganz großes Kino. 2007 widmete ihm das Rue Morgue Magazin seine Coverstory. 2009 verstarb Naschy an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete er an dem Animationsfilm The Apostel mit, der sich in der Postproduktionsphase befindet und noch 2010 in die Kinos kommen soll.
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