Während andere Schauspieler ihren Ruhm ihrem glatten Äußeren und eingänigen Rollen verdanken, ist bei Willem Dafoe (geb. 22. Juli 1955) das Gegenteil der Fall. Der Charakterdarsteller mit dem markantem Gesicht brilliert seit 30 Jahren durch die unorthodoxe Darstellung schwieriger Typen mit Ecken und Kanten. Dafür wurde er u.a. für zwei Oscars nominiert.
Der Chirurg Dr. William Alfred Dafoe und die Krankenschwester Muriel Isabel hatten insgesamt acht Kinder, von denen sie das sechste auf William Jr. tauften. Da er schon in seiner Jugend in Appleton (Wisconsin) oft gegen seinen Willen Billy genannt wurde, bestand der Junior schon in der Schule darauf Willem gerufen zu werden und änderte später seinen Vornamen öffentlich-rechtlich dahingehend.
Mit Siebzehn fing Dafoe ein Studium der Theaterwissenschaften in Milwaukee an, das er aber zugunsten eines Engagement in der Avantagrde-Theater-Truppe Theatre X aufgab. Mit 21 zog es Dafoe nach New York, wo er sich der Performance Group anschloss. Er gehört der Theatergruppe, die sich 1980 in The Wooster Group umbenannte, noch heute an. Mit Elizabeth LeCompote, der Regisseurin der Gruppe, war Dafoe bis 2004 liiert (ihr gemeinsamer John Jack wurde 1982 geboren).
Dafoes theoretisch erster Leinwand-Auftritt fiel 1980 praktisch der Schere beim Filmschnitt zum Opfer. Cimino schuf mit Heaven's Gate – Das Tor zum Himmel ein fünf Stunden und 25 Minuten langes Westernepos. United Artists waren von dem sperrigen und überlangen Film entsetzt, und brachten eine 149 minütige Kurzversion in die Kinos, bei der Dafoes Rolle komplett herausgeschnitten wurde. Spätere Videoveröffentlichungen zeigen von Heaven's Gate einen 228 minütigen Schnitt. Das komplette Werk mit dem Auftritt Dafoes wurde erst 2005 in Frankreich veröffentlicht.
Trotzdem zeigte sich schon früh, das sich Dafoe zu einem gefragten Mann bei der Creme de la Creme der Regie-Welt entwickeln sollte. 1983 setzte Dafoe mit seinem Auftritt in Tony Scotts avantgardistischem Vampirfilm Begierde seine erste bedeutende Marke in der Filmgeschichte.
Es folgten größere Rollen in Walter Hills Strassen in Flammen und William Friedkins Thriller Leben und Sterben in L.A.. Dafoes grandiose Verkörperung von Sergant Elias Grodin in Oliver Stones Antikriegsfilm Platoon wurde 1986 mit einer Oscar Nominierung honoriert.
Unvergessen ist Dafoe als Jesus Christus in Martin Scorseses 1988er Skandalfilm Die Letzte Versuchung Christi. Selbes gilt für den im gleichen Jahr uraufgeführten Thriller Mississippi Burning - Die Wurzel des Hasses, bei dem er zusammen mit Gene Hackmann eine außerordentliche Variante der Good Cop / Bad Cop Thematik zum Besten gab.
Nach einer weiteren großen Hollywood-Produktion (Oliver Stones Geboren am 4. Juli) bewies Dafoe ab 1990, dass er sich ein Herz für seine Avantgarde-Wurzeln bewahrt hatte und wirkte bei Roger Waters „Cry Baby“ (mit Johnny Depp und Traci Lords), David Lynchs Wild at Heart und Wim Wenders In weiter Ferne, so nah! mit.
1994 kehrte Dafoe mit dem für 44 Millionen Dollar produzierten Blockbuster Das Kartell in den Schoß Hollywoods zurück. Dieser Wechsel zwischen großen Mainstreamfilmen und ambitionierten Indie-Projekten sollte von nun an Typisch für Dafoes Karriere bleiben. So wirkte er einerseits bei Kassenschlagern wie der Spiderman-Trilogie und Martin Scorsese Aviator, als auch bei Autorenfilmen von Lars von Trier (Manderlay und Antichrist) mit. Seine zweite Oscar Nominerung verdiente sich Dafoe für seine Rolle als Vampir Max Schreck in Shadow of the Vampire des jungen Experimentalfilmers Edmund Elias Merhige. Damit ist er der einzige Schauspieler, der jemals für die Darstellung eines Vampirs bei den Academy Awards nominiert wurde.
Weitere wichtige Regisseure, die sich Dafoes Schauspielkunst in ihren Filmen sichern: Robert Rodriguez , Anthony Minghella, David Cronenberg , Sam Raimi, Paul Weitz und Spike Lee.
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