Jim Jarmusch (geb. 22. Januar 1952) ist einer der wenigen wirklich konsequenten und unabhängigen Autorenfilmer unserer Zeit. Ohne Mitwirkung von Filmstudios und Produktionsgesellschaften schuf er Perlen des Arthouse-Kinos wie „Dead Man“, Ghost Dog - Der Weg des Samurai und Coffee and Cigarettes.
Jarmusch kommt aus der 50.000 Einwohnerstadt Cuyahoga Falls in Ohio. Sein Vater arbeitete im Management eines bekannten Autoreifenherstellers. Um ab und zu eine Ruhepause von ihren drei Kindern zu haben, wurden sie von Ihrer Mutter häufiger ins Kino gebracht. Besonders Jim war von den B-Movies jener Zeit begeistert. Der erste Film für Erwachsene den er sah, war der Krimi „Die letzte Fahrt nach Memphis“ mit Robert Mitchum in der Hauptrolle. Die düstere Atmosphäre des Films beeindruckte ihn ungemein; und er sollte sich ein ganzes Leben daran erinnern. Fast 40 Jahre später sollte Robert Mitchum in Jarmusch Meisterwerk „Dead Man“ seinen letzten Auftritt vor einer Filmkamera geben.
Als Jugendlicher entwickelte Jarmusch ein ausgeprägtes Interesse an der Literatur der Beat-Poeten Jack Kerouac und William S. Burroughs. Sein Filmgeschmack änderte sich entsprechend und er begann subversive Avantgarde-Filme wie „Chelsea Girls“ von Andy Warhol und Paul Morrissey zu bevorzugen.
Zu dieser Zeit verstand sich Jarmusch selbst als Poet. Entsprechend fiehl die Wahl seiner Ausbildung aus. Zunächst studierte er ein Jahr lang Journalistik, bevor er zu englischer und amerikanischer Literaturwissenschaft wechselte. Nachdem er sich zusehends für das Filmemachen interessierte, bewarb er sich nach Abschluss seines Studiums an der „Tisch School of Arts“. Normalerweise bewerben sich dort angehende Filmemacher, indem sie einen selbstgedrehten Kurzfilm vorlegen. Da Jarmusch aber noch keinerlei eigene Erfahrungen mit dem Filmemachen hatte, reichte er lediglich einen Aufsatz ein. Dieser fand jedoch bei der Aufnahmekommission so großen Anklang, dass Jarmusch trotz fehlender Erfahrung einen Studienplatz bekam.
Zu seinen Lehrern an der Filmschule gehörte u.a. Film Noir Legende Nicholas Ray (u.a. Regie bei „...denn sie wissen nicht was sie tun“ mit James Dean und „Ein einsamer Ort“ mit Humphrey Bogart), der von Jarmusch Potential so überzeugt war, dass er ihn als Assistent für „Lightning Over Water“, eine Co-Produktion mit Wim Wenders, engagierte.
Jarmusch Abschluss-Arbeit an der Filmhochschule war zugleich sein erster erster Spielfilm: „Permanent Vacation“ (1980). Zwei Jahre später drehte er auf Filmrollen, die er von Wim Wenders geschenkt bekommen hatte, den Kurzfilm „Stranger Than Paradise“, aus dem weitere zwei Jahre später der Spielfilm gleichen Namens entstand. Die Vorgehensweise teilweise zunächst einen oder mehrere Kurzfilme zu drehen, aus denen später ein Kinofilm resultierte, behielt Jarmusch auch später bei. So drehte er zwischen 1986 und 1993 drei Kurzfilme unter dem Motto Coffee and Cigarettes, aus denen dann 2003 ein 95 minütiger Episodenfilm entstand.
Jarmusch produziert seine Filme normalerweise ausschließlich über seine eigene Produktionsfirma. Dabei behält er immer sämtliche Masterbänder des Filmmaterials und gibt seine Produkte nur unter der Bedingung, dass am fertigen Produkt nichts verändert werden darf, zum Vertrieb in die Hände größerer Independent-Studios. Joie Lee, die Schwester von Regisseur Spike Lee, eine der Schauspielerinnen in Coffee and Cigarettes, erklärte seine Arbeitsweise und ihre Vorteile gegenüber dem englischen „Guardian“ in einem Interview wie folgt: „Sehr wenige Regisseure besitzen die Rechte an ihrem Filmen – Spike gehören seine eigenen Filme nicht mehr. Dadurch spielt Jim quasi in seiner eigenen Liga. Es bedeutet, das er nichts von dem tun muss, was ihm das Studio vorschreiben möchte. Er ist autonom und kann seine eigene künstlerische Vision verwirklichen.“
Die einzige Ausnahme war „Broken Flowers“ das Jarmusch 2005 für die „Five Roses“ Studios inszenierte. Im Gegensatz zu Jarmusch anderen Filmen, die ihm zwar überwältigende Kritiken und Anerkennung in Arthouse-Szene sicherten, aber selten mehr als eine Millionen Dollar an den Kinokassen einspielten, gelang ihm mit „Broken Flowers“ mit einem Einspielergebnis von knapp 47 Millionen Dollar ein massiver kommerzieller Erfolg.
Neben der Film-Welt ist Jarmusch zudem seit langem in der Musik-Szene heimisch. Seine Wurzeln liegen dabei in der Post Punk und New Wave Bewegung der späten Siebziger und Achtziger Jahre. Seinerzeit spielte er selbst Keyboards in einer Band namens „Del Byzantines“, die mit verschiedenen Szene-Größen wie „Echo and the Bunnyman“ und „New Order“ auftrat. Jarmusch arbeitete über die Jahre hinweg mit zahlreichen Prominenten Musikern wie Nick Cave, Iggy Pop, Tom Waits, Joe Strummer (The Clash), Meg und Jack White (White Stripes), RZA (Wu-Tang Clan)und Neil Young zusammen, die er sowohl als Schauspieler in seinen Filmen einsetzte, als auch für Soundtracks.
Obwohl Jarmusch kein Freund üblicher Musikvideos ist, da sie seiner Meinung nach die Hörer davon abhalten, selbst Bilder und Vorstellungen zu einem Stück zu entwickeln, inszenierte er dennoch einige Clips für befreundete Künstler wie Tom Waits, Neil Young und die Talking Heads.
Jarmusch schirmt sein Privatleben weitgehend von der Öffentlichkeit ab. Seit über 25 Jahren ist er mit der Filmemacherin und Theater-Regisseurin Sara Driver liiert. Nachdem die beiden Mitte der Achtziger bei Jarmusch Filmen noch eng zusammenarbeiteten, reduzierten sie ihre künstlerische und geschäftliche Kooperation auf ein Minimum, da ihre Beziehung und ihr Privatleben zu stark darunter litt. In seiner Freizeit fährt Jarmusch gerne Motorrad – er besitzt selbst eine alte Yamaha Baujahr 1978.
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