John Schlesinger (geb. 16. Februar 1926, gest. 25. Juli 2003) war einer der wichtigsten Vertreter des British New Wave Kinos der Sechziger und Siebziger Jahre. Sein 1969er Meisterwerk Asphalt-Cowboy gilt allgemein als einer der wichtigsten Filme Aller Zeiten.
Schlesinger stammte aus einer kleinbürgerlichen Familie aus London. Nach seinem Militärdienst studierte er am Baliol College in Oxford. Dort drehte er seinen ersten Kurzfilm Black Legend .
Ab Anfang der Fünfziger Jahre verdingte sich Schlesinger als Schauspieler. Hauptsächlich trat er in BBC Fernsehserien auf, er wirkte aber auch in Kinofilmen wie dem 1956er Klassiker Panzerschiff Graf Spee mit.
Ende der Fünfziger wechselte Schlesinger auf den Regiestuhl, wo er von Anfang an enormes Talent zeigte. Sein 1961er Dokumentarfilm Dominus über den Londoner Bahnhof Waterloo wurde mit dem Goldenen Löwen der Filmfestspiele von Venedig und einem BAFTA Award ausgezeichnet. Mit seinem ersten Spielfilm Nur ein Hauch Glückseligkeit konnte sogleich den Goldenen Bären bei der Berlinale 1962 gewinnen. Das realistische und düstere Arbeiterklassendrama gilt heute zurecht als einer der Schlüsselfilme der British New Wave beziehungsweise des Free Cinema, das zu jener Zeit die vorhandenen Klischees und Scheuklappen des Kinos nachhaltig aufbrach.
Für noch mehr Aufsehen sorgte sein dritter Spielfilm Darling. Angesiedelt im Swinging London der Sechziger Jahre überzeugte er das Publikum und die Komitees der wichtigsten Filmpreise durch Ironie und beißenden Realismus. Darling wurde für fünf Oscars nominiert, von denen er drei gewinnen konnte. Wobei Schlesinger selbst in der Kategorie Beste Regie leer ausging. Ähnlich sah es bei den BAFTA Awards aus, bei dem Darling in vier von sechs nominierten Kategorien den ersten Platz einheimsen konnte, nicht jedoch bei Beste Regie.
Mit seiner ersten US-Produktion Asphalt-Cowboy konnte Schlesinger diese verpasste Chance jedoch wettmachen und sich die Oskars für Beste Regie, bestes Screenplay und bester Film ans Revers heften. Bemerkenswert dabei ist, dass Asphalt-Cowboy der einzige Film mit einem X-Rating (das normalerweise Pornos vorbehalten bleibt) ist, der je eine Rolle bei den Academy Awards spielte. In Deutschland war der Film zunächst ab 18 Jahren freigegeben. Nach einer Neuprüfung durch die FSK erfolgte später eine Herabsetzung auf 16 Jahre. Auch in den USA wurde der Film 1971 von einem X-Rating (frei ab 21 Jahren) auf ein R-Rating (frei ab 17 Jahren, Jüngere nur in Begleitung eines Erwachsenen) umgruppiert. Vom American Film Institute wird Asphalt-Cowboy regelmäßig in den Listen der 100 wichtigsten Filme aller Zeiten geführt.
Auch mit seinem nächsten Werk Sunday, Bloody Sunday sorgte Schlesinger weltweit für Aussehen. Als einer der ersten Mainstreamfilme, der sich mit dem Thema Homosexualität auseinandersetzt, wurde er für vier Oscars nominiert.
Mit Der Tag der Heuschrecke, Der Marathon Man und Yanks gelangen Schlesinger Mitte der Siebziger drei weitere Kino-Meilensteine.
Ab Da steht der ganze Freeway kopf (1981) begann Schlesingers Stern zu sinken. Erstmals wurde einer seiner Filme von der Presse nicht enthusiastisch gefeiert und in den USA wurde er wegen mangelnder Zuschauerzahlen nach nur einer Woche wieder aus den Kinos genommen. Auch wenn er fortan von einem weiteren Publikum verschmäht blieb, konnte Schlesinger in den folgenden Jahren noch einige Leckerbissen für Cineasten drehen, sei es nun Der Falke und der Schneemann, Das Ritual oder Auge um Auge .
Nachdem sich Schlesinger schon 1998 einer Bypass-Operation unterziehen musste, erlitt er im Dezember 2000 einen Herzinfarkt, wodurch er gezwungen wurde, sich aus dem Berufsleben zurückzuziehen. Am 24. Juli 2003 stellten die Ärzte nach Rücksprache mit seinem Lebensgefährten, dem Fotografen Michael Childers, sämtliche Lebenserhaltenden Maßnahmen ein.
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