Peter Cushing (geb. 26. Mai 1913; verst. 11. August 1994) war einer der größten Stars des Gothic-Horror-Genres, das seine Blüte vom Ende der Fünfziger bis Anfang der Siebziger Jahre hatte. Dabei verkörperte er meist den Part des Gegenspielers des Bösen. Am bekanntesten ist seine Rollen als Dr. van Helsing, dem Erzfeind des Grafen Dracula (Christopher Lee), die er in mehreren Klassikern des Vampir-Genres gab. Zudem gilt Cushing als wichtigster Sherlock Holmes Darsteller der Film- Und Fernsehgeschichte.
Peter Wilton Cushing wuchs in der Nähe von London als Sohn eines Kostenplanungsingenieurs auf. Nach der Schule betätigte er sich zunächst als Assistent eines staatlichen Landvermessers. Ein Faible für das Schauspiel hatte er, beinflusst von seiner Tante, die Theaterschauspielerin war, schon früh entwickelt. So spielte er als junger Erwachsener nach der Arbeit noch an einer lokalen Amateur-Bühne. Als er ein Stipendium an der „Guildhall School of Music and Drama“ in London erhielt, hängte er seinen Job an den Nagel.
Nach seiner Ausbildung nahm er zunächst ein festes Engagement an einer kleinen Bühne in West Sussex an, bevor er sich 1939 mit dem Ziel einer Filmkarriere auf den Weg nach Hollywood machte. Schon schnell erlangte Cushing kleinere Rollen in prestigeträchtigen Filmen wie Der Mann mit der eisernen Maske und Kassenschlagern wie „Dick und Doof in der Schule“. Seinen ersten größere Auftritt hatte er 1948 in der zweifach oscarprämierten Shakespeare-Adaption „Hamlet“ als Osric.
Anfang der Fünfziger Jahre kehrte Cushing nach England zurück, wo er u.a. für die BBC arbeitete, für die er die Hauptrolle in der 1954er Verfilmung von George Orwells „1984“ spielte. Parallel wirkte er weiterhin in Nebenrollen bei Hollywood Produktionen wie dem Monumentalepos „Alexander der Große“ mit Richard Burton in der Hauptrolle mit.
1957 wurde Cushing von Terrence Fisher, dem Hausproduzenten von Hammer Films, entdeckt. Fisher gab ihm sogleich in Frankensteins Fluch, der ersten Farbfilmproduktion der Studios, die essentielle Rolle des Baron Victor Frankenstein. Noch Jahrzehnte später gaben Regie-Größen wie Martin Scorsese und Tim Burton den Film als wichtige Inspiration für ihre eigene Karriere an. Die Kreatur wurde in Frankensteins Fluch von Christopher Lee verkörpert. In den nächsten Jahren sollte eine lange Reihe von Filmen folgen, die die beiden als kongeniale Gegner zeigten.
Ihr wichtigstes Duell fochten sie erstmals 1958 in „Dracula“ aus, mit Cushing als Vampirjäger und Lee als Fürst der Untoten. „Dracula“ gehört zusammen mit seinen Fortsetzung dank des Duos Cushing und Lee zu den Höhepunkten des Vampir-Genres.
Seine zweite langjährige Bildschirm-Persönlichkeit war der Meisterdetektiv Sherlock Holmes. Zwischen 1959 („Der Hund von Baskerville“) und 1984 („The Masks of Death“) schlüpfte Cushing für Kino und TV-Produktionen mehr als 20 Mal vor der Kamera in die Rolle von Englands bestem Ermittler.
Weitere wichtige Stationen in Cushings Karriere waren die Titelrolle der beiden „Dr. Who“ Kinofilme und Grand Moff Trakin in George Lucas „Krieg der Sterne“.
Cushing, der von Freunden und Kollegen immer als freundlicher und zurückhaltender Mensch mit einem subtilen Sinn für Humor beschrieben wurde, war von dem Image, das er teilweise in der Öffentlichkeit hatte, wenig angetan. In einem Interview mit „ABC Film Review“ beklagte er sich 1964: „Die Leute sehen mich an, als ob ich ein Monster wäre. Ich weiß nicht wieso. Ich spiele in makaberen Filmen mit. Ich bin aber ein höflicher Zeitgenosse, der keiner Fliege etwas zuleide tut. Ich liebe Tiere.“ Tierschutz war für Cushing generell ein wichtiges Thema und von 1987 bis zu seinem Tod war der praktizierende Vegetarier im Vorstand der britischen „Vegetarian Society“.
Cushings liebstes Hobby war die Malerei und das Zeichnen von Karikaturen. Seine Karrikaturen wurden unter anderem in den Büchern „Tudor Tea Room Profiles“ und „The Bois Saga“.
Seit 1943 war Cushing mit der Schauspielerin Violet Helene Beck verheiratet. Ihr plötzlicher Tot 1971 traf ihn so hart, dass er über Selbstmord nachdachte. Cushing verfiel körperlich innerhalb kürzester Zeit so stark, dass seine Rolle in Dracula jagt Mini-Mädchen während der Dreharbeiten vom Vater der Hauptdarstellerin Stephanie Beacham in die ihres Großvaters umgeändert wurde. Noch Jahre nach dem Tod seiner Frau bezeichnete Cushing, der nie wieder eine neue Beziehung einging, sein Leben als einen Zustand des Zeit Totschlagens, bis zu dem Zeitpunkt, an dem er wieder mit seiner Frau in der Ewigkeit vereint sei. Bis zu seinem Tod am 11. August 1994 stürzte sich Cushing in die Arbeit und noch wenige Tage vorher arbeitete er mit Christopher Lee an einer Dokumentation über die Hammer Studios. Die beiden waren im Laufe der Jahre zu besten Freunden geworden und Lee meinte nach Cushings Tod über ihre Beziehung: „Es gibt in deinem Leben einen Freund, eine Person, die Du liebst. Wenn diese Person gegangen ist, wird nichts mehr in Deinem Leben so sein, wie es vorher war.“
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