Mit strahlend blauen Augen, strohblondem Haar und exzellentem Spiel avancierte der Holländer Rutger Hauer manchmal als Held, oft jedoch als exzentrischer Schurke, zu einem der erfolgreichsten europäischen Kinostars der letzten Jahrzehnte. Besonders mit „Blade Runner“, „Hitcher – Der Highwaykiller“ und Paul Verhoeven Filmen wie „Flesh and Blood“ gelangen Hauer schauspielerische Meilensteine.
Nach seiner Geburt im niederländischen Breukelen wuchs Hauer in Amsterdam auf. Seine Eltern waren beide Schauspiellehrer. Da sie beruflich sehr eingespannt waren, wurden Hauer und seine drei Schwestern hauptsächlich von Tagesmüttern erzogen. Der junge und rebellische Rutger war in seiner Familie und in der Schule alles Andere als Glücklich und so lief er mit 15 von Zuhause fort und heuerte als Schiffsjunge auf einem Frachter an. So verdiente er sich ein Jahr lang sein Geld hauptsächlich mit Deckschruppen.
Danach versuchte Hauer in einer Abendschule einen Schulabschluss zu machen und arbeitete tagsüber auf dem Bau. Von beidem hatte er schnell genug und so versuchte er sich in einer Schauspielschule. Dort bekam er aber auch kein Bein auf den Boden, da er sich zu dieser Zeit selbst als Dichter sah und seine Zeit lieber schreibend in Cafes, als im Unterricht verbrachte. Dementsprechend flog er wegen schlechter Leistungen von der Schule.
Da Hauers Großvater Schiffskapitän gewesen war und er selbst schon erste Erfahrungen mit der Seefahrt gesammelt hatte, entschloss er sich nun, sich bei der holländischen Marine zu verpflichten. Da er dem Soldatendasein jedoch nicht allzuviel Gutes abgewinnen konnte, ließ sich Hauer wegen psychischer Probleme ausmustern.
Nachdem Hauer in den nächsten Jahren als Schauspieler mit einer experimentellen Theatergruppe durch Holland tourte, konnte er 1969 die Hauptrolle für die Ritter-Abenteuerserie „Floris“ ergattern. Bei den Dreharbeiten zu den 12 Folgen der TV-Serie ergab sich eine lebenslange Freundschaft und viele weitere zukünftige Kooperationen mit dem damals noch jungen aufstrebenden Regisseur Paul Verhoeven.
1973 erhielt Hauer die Hauptrolle in Verhoevens oscarnominierten Kinodebüt „Türkische Früchte“ und auch zwei Jahre später bei „Das Mädchen Keetje Tippel“ funktionierte das Duo Hauer-Verhoeven erneut glänzend.
Durch die Erfolge in seiner Heimat wurde Hauer 1975 erstmals zu einer internationalen Produktion eingeladen. Der Thriller „Die Wilby-Verschwörung“ des oscarnominierten US-Regisseurs Ralph Nelson wurde in England gedreht und zeigte Hauer an der Seite von Sidney Poitier und Michael Kane.
Nach weiteren Erfolgen in seiner Heimat (mit „Soldiers“ und Spetters“ darunter zwei weitere Verhoeven Streifen) gelang Hauer 1981 der Sprung nach Hollywood. In „Nachtfalken“ gab er als Terrorist Reinhardt Heymar Wulfgar den Gegenspieler von Sylvester Stallone.
Im nächsten Jahr gelang Hauer mit Ridley Scotts Sci-Fi-Klassiker „Blade Runner“ der internationale Durchbruch. Als exzentrischer Replikant Roy Betty der sich auf der Flucht vor Polizist Rick Decker (Harrison Ford) befindet, zeigte Hauer eine überragende Schauspielerische Leistung, die zu den Höhepunkten des SF-Genres zählt.
Weitere cineastische Perlen lieferte Hauer in der folgenden Zeit mit Sam Peckingpahs „Das Osterman Weekend“, Richard Donners der „Tag des Falken“ und als Landknecht in „Flesh and Blood“ (wiederum von Paul Verhoeven inszeniert) ab. Besonders in Erinnerung blieb der dem Publikum als sadistischer Serienkiller Hohn Ryder in dem Horrorklassiker „Hitcher – Der Highwaykiller“.
Nach der großartigen Robert Harris Verfilmung „Vaterland“ hatte Hauer eine Durststrecke, seit Mitte des letzten Jahrzehnts mischt er jedoch wieder ganz Vorne mit. Zu seinen Highlights der letzten Jahre zählen „Sin City“, „Batman Begins“ und aktuell „The Rite – Das Ritual“.
Hauer engagiert sich oft vehement für den Umweltschutz, dabei unterstützt er beispielsweise Greenpeace im Kampf gegen den Walfang. Zudem hat er mit der „Rutger Hauer Starfish Foundation“ eine Organisation gegründet, die Öffentlichkeitsarbeit über den HIV-Virus betreibt.
2007 veröffentlichte Hauer seine Autobiografie „All Those Moments: Stories of Heroes, Villains, Replicants, and Blade Runners“. Sämtliche Einnahmen aus dem Buch kommen der „Starfish Foundation“ zugute.
In jungen Jahren war Hauer mit Heidi Merz verheiratet. Seine 1966 geborene Tochter Aysha Hauer machte ihn 1988 zum Großvater. Mit seiner zweiten Frau Ineke ten Kate ist er seit 1968 liiert. Sie gaben sich jedoch erst 1985 das Ja-Wort. Sie haben ein gemeinsames Kind.
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