Seit seinem Spielfilmdebüt 1991 inszenierte Takashi Miike (geb. 24. August 1960) rund 70 Filme. Dabei deckt sein Spektrum zahlreiche Genres ab und reicht von der familienfreundlichen Komödie über intellektuelle Arthouse-Dramen bis hin zu ultrabrutalen Yakuza-Filmen (mit denen er sich vorallem in seinen frühen Jahren einen Namen machte). Sein sowohl bekanntestes, als auch kontroversestes Werk lieferte er 2001 mit Ichi the Killer ab.
Miike ist das Kind eines Schweißers und einer Näherin aus der 250.000 Einwohnerstadt Yao aus der Präfektur Osaka. Die Väter einiger Mitschüler Miikes waren in der Yakuza, dadurch bekam er von Kindesbeinen an einen Eindruck aus erster Hand aus einem Milieu, in dem viele seiner späteren Filme angesiedelt sind.
Mit 18 fing Miike eine Ausbildung an der Yokohama Film- und Fernsehschule an, da diese damals Studenten ohne Aufnahmeprüfung annahm. Zu seinen Lehrern gehörte der mit zahlreichen internationalen Filmpreisen ausgezeichnete Regisseur Shohei Imamura der mit Werken wie „Verbotene Leidenschaft“ (1964) und „Einführung in die Menschenkunde“ (1966) auch im Westen hohes Ansehen genoss. Die Ausbildung, die nach strengen Regeln ablief entsprach jedoch nicht Miikes Geschmack und so schwänzte er häufig den Unterricht. Wegen seiner häufigen Fehlzeiten wurde Miike, ohne dass er gefragt wurde, von Seiten der Schule für ein Praktikum bei der TV-Spiel-Show „Black Jack“ angemeldet. Aus dem eigentlich für kürzere Zeit geplanten Job entwickelte sich eine zehnjährige Tätigkeit als freier Mitarbeiter für verschiedene TV-Produktionsfirmen und Sender.
1987 bot ihm sein ehemaliger Lehrer Shohei Imamura eine Stelle als Regie-Assistent bei seinem aktuellen Film „Zegen“ an. Die beiden setzte ihre fruchtbare Zusammenarbeit zwei Jahre später bei dem packenden Post-Hiroshima-Drama „Schwarzer Regen“ fort.
Mit dem Anfang der Neunziger Jahre weltweit aufkommenden Boom der „Direct to Video“ Produktionen erhielten junge Regisseure im Vergleich zu früheren Zeit relativ einfach die Chance zu einem moderaten Budget eigenverantwortlich Filme zu drehen. Miike ergriff die Chance und sorgte sich schon mit seinem „Video Cinema“ Debüt „A Human Murder Weapon“ (1992) in Japan für Aufsehen. Es folgten einige weitere Produktion aus dem Bereich der harten Gangsterfilme. Mit „Shinjuku Killers“ (1995) konnte Miike auch erstmals außerhalb Japans, wenn zunächst auch nur in Underground-Kreisen eingefleischter Cineasten, auf sich aufmerksam machen.
Den internationalen Durchbruch schaffte 1998 Miike mit dem surrealistischen Road-Movie „The Bird People in China“, das vorallem in den USA und Kanada großen Anklang fand. „Rainy Dogs“ und „Ley Lines“, die beiden Fortsetzungen zu „Shinjuku Killers“ vergrößerten seine Popularität außerhalb Japans noch weiter.
Nach den Erfolgen mit dem Horror-Film „Audition“ und dem schon, auch für Miike-Verhältnisse, sehr harten Yakuza-Streifen Dead or Alive offenbarte Miike, das von ihm in Zukunft noch einiges zu erwarten war.
Mit Ichi the Killer, einem enorm verstörenden Film über einen sadistischen Yakuza-Killer stellte Miike 2001 dann in Sachen expliziter Gewaltdarstellung im allgemeinen - und sexualisierter Gewalt im Besonderen – so ziemlich Alles in den Schatten, was es an Geschmacklosigkeiten im italienischen und Spanischen Exploitation-Kino der Siebziger an „Geschmacklosigkeiten“ gegeben hatte.
Nachdem Miike mit „Ichi“ Kino-Geschichte geschrieben hatte, ließ er es in seinen nächsten Filmen deutlich weniger heftig angehen, da er niemanden etwas zu beweisen brauchte. Miike drehte nun verstärkt familienfreundliche Filme, oft mit komödiantischen Einschlag. Dabei bediente er verschiedene Genres, von klassischer Fantasy Krieg der Dämonen bis hin zu modernen Superhelden-Filmen Zebraman, „Yatterman“.
Mit Imprint, Miikes Beitrag zu der TV-Horror-Serie „Masters of Horror“ sorgte er 2006 jedoch noch ein weiteres Mal für Kontroversen. Zuvor hatte es schon Probleme mit Dario Argentos Episode „Jenifer“ gegeben, die wegen ihrer expliziten Darstellung von Gewalt und Sex nur gekürzt ausgestrahlt wurde. Imprint war dagegen so extrem, das die Folge aus dem Programm genommen und nur auf DVD veröffentlicht wurde.
2010 wagte sich Miike mit dem Remake von Eiichi Kudos 1963er Schwarz/Weiß-Klassikers „13 Assassins“ an das Samurai-Genre. Miike baute zudem viele Reminiszenzen an DEN Samurai-Films schlechthin - „Die sieben Samurai“ ein. Mit seiner Hommage an den klassischen japanischen Martial-Arts-Film gelang Miike eine überragendes Meisterwerk.
Miike wurde für rund 50 internationale Filmpreise nominierte, darunter für die Goldene Palme von Cannes für seinen zweiten, ebenfalls grandiosen Samurai-Film „Hara-Kiri: Death of a Samurai“. Für „Sukiyaki Western Django“ (2007) und „13 Assassins“ wurde er mit dem Goldenen Löwen von Venedig ausgezeichnet.
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