Umberto Lenzi gehört seit Anfang der Sechziger zur Speerspitze des italienischen B-Movies. Mit seinem Film Sandokan (1963) führte er eine bedeutende Figur des modernen Abenteuerfilms ein. Mit Mondo Cannibale (1972) erfand er das bis dahin noch unbekannte Genre des Kannibalenfilms.
Lenzi, der sich Zeit seines Lebens selbst als Anarchist bezeichnete, wurde am 6. August 1931 in Massa Marittima, im südlichen Tel der Toskana geboren. Schon als Kind war er ein enthusiastischer Kinofan. Bis 1956 studierte er Jura. Neben der Universität gründete er Filmfanclubs und verfasste als freier Mitarbeiter Zeitungsartikel, bevorzugt zum Thema Kino. Da er kein Interesse daran hatte als Rechtsanwalt zu arbeiten, schloss er ein zweites Studium als Filmemacher an der renommierten Centro Sperimentale de Cinematografia an.
Kurz nach dessen Abschluss erhielt er schnell erste Möglichkeiten zur Regieassistenz. Zum Beispiel für Die Hölle am gelben Fluß (1960) oder Die Abenteuer der Totenkopfpiraten (1961) unter Federführung von Domenico Paolella. Dank des beachtlichen kommerziellen Erfolgs seines Debüts Piratenkapitän Mary (1970) konnte er noch im gleichen Jahr seine ersten eigenen Film, wiederum ein Piratenabenteuer, drehen. Es gelang Lenzi schnell sich international im Abenteuer-Genre u.a. mit Zorro und Robin Hood Adaptionen einen guten Namen zu machen. Sein besonderer Verdienst ist es mit Sandokan, dem Tiger von Malaysia, eine Figur erstmals auf die Leinwand gebracht zu haben, die noch in vielen späteren Filmen und TV-Serien auftauchen sollte.
Ab Mitte der Sechziger standen bevorzugt Agenten und Kriegsfilme sowie Spaghetti-Western auf Lenzis Agenta.
Nach Mario Bava gehörte Lenzi zusammen mit Dario Argento und Sergio Martino zu den ersten Regisseuren, die ab Ende der Sechziger das damals noch neue Giallo-Genre etablierten. Den Anfang machte Paranoia, der erste von mehreren Streifen, die Lenzi mit der US-Amerikanerin Carroll Baker drehte.
1971 besetzte Lenzi eine der beiden weiblichen Hauptrollen in dem psychedelischen Erotikstreifen Oasis of Fear (auch bekannt als Dirty Pictures oder Deadly Trip) mit der Ornella Muti. Für das spätere Sexsymbol war es ihr dritter Film – und so kann Lenzi zu ihren Entdeckern gezählt werden.
1972 schließlich schrieb Lenzi mit Mondo Cannibale Filmgeschichte. Ein neues – und bis heute sehr kontrovers diskutiertes - Genre, der Kannibalenfilm, war geboren – und fand vor allem in Italien zahlreiche Nachahmer.
Ab Mitte er Siebziger suchte sich Lenzi im Polizieschi Genre (harte Cop Thriller) eine neue cinematografische Heimat. Er kehrte zwischen seinen Polizeifilmen jedoch immer wieder zu anderen Geres, besonders Kannibalen- und Horrorfilmen zurück (u.a. mit Die Rache der Kannibalen und Lebendig gefressen – der in 31 Ländern verboten wurde).
1996 zog sich Lenzi nach mehr als 60 Filmen aus der Branche zurück, nachdem er für einige seiner Produktionen weder eine Verleihfirma, noch einen Fernsehsender, der sie ausstrahlen wollte, finden konnte.
2004 wurde „Orgasmo“ bei der Filmbiennale in Venedig, zu der Lenzi als Gast eingeladen wurde, aufgeführt.
Nach dem Sachbuch A book of crime tales stellte Lenzi 2008 seinen ersten Roman Murder in Cinecittà fertig und hatte es sich zu Ziel gesetzt, in seinem hohen Alter eine zweite Karriere als Buchautor zu starten. Umberto Lenzi verstarb am 19.Oktober 2017 in Rom.
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