Zunächst eine große Nummer als Regisseur im Softerotik Geschäft, avancierte Herschell Gordon Lewis (geb. 15. Juni 1929) mit Blood Feast zum Godfather of Gore, denn in keinem Film zuvor war jemals soviel Blut und soviel explizite Gewalt zu sehen. John Waters bezeichnete Lewis als wichtigsten Regisseur neben Russ Meyer.
Lewis wuchs in Pittsburgh auf. Als junger Mann absolvierte er ein Journalismus Studium In Evsaton (Illinois). Zunächst sah es so aus, als ob er sich für eine akademische Laufbahn entscheiden würde, da er eine Professur für Englische Literatur am Mississipi Stage College antrat. Schon bald wechselte er jedoch ins Management des Radiosenders WRAC in Racine (Wisconsin). 1953 zog Lewis nach Chicago, wo er in der Werbeagentur eines Freundes arbeitete. Zudem war er als Dozent für Marketing an der Roosevelt University tätig. Gleichzeitig begann er erste Werbespots für Fernsehen und Kino zu drehen.
Nachdem Lewis 1960 den Film Prime Time produziert hatte, nahm er für Living Venus erstmals auf dem Regiestuhl Platz. Der Streifen greift die Geschichte Hugh Hefners und die Gründung des Playboy Magazines (das im Film Pagan Magazin heißt) auf. Weiter ging es mit dem Nudisten Camp Feature The Adventures of lucky Pierre. Das Nudisten Genre erfreute sich damals großer Beliebtheit, da die Darstellung von Sexualität in Filmen zu diesem Zeitpunkt in den USA noch verboten war. So wichen findige Exploitation Filmemacher auf die Freikörperkultur als Thema aus, um die Bedürfnisse des Grindhouse und Autokino Publikums erfüllen zu können, ohne mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten.
Als die Nudie Welle nachzulassen begann, machte sich Lewis Gedanken über eine bessere Einnahmequelle. Die Idee dazu bekam er bei einem Kinobesuch, als er einen Film sah, bei dem ein Mann von einer Maschinengewehrsalve niedergestreckt wurde und starb, ohne dass auf der Leinwand ein einziger Tropfen Blut floss. Wie es eben zu jener Zeit in Filmen üblich war. Lewis sagte sich, das geht auch anders. Gesagt, getan: Blood Feast (1963) entstand, der bis dato brutalste und blutigste Film, den die Welt gesehen hatte und revolutionierte das Kino. Es war die Geburtsstunde des Gore und Splatterfilms und machte Tarantino überhaupt erst möglich, wie der renommierte Filmkritiker Joe Briggs Jahre später treffend feststellte.
Mit Two Thousand Maniacs, The Gore Gore Girls, Color Me Blood Red und The Wizard of Gore schuf Lewis in den folgenden Jahre weitere Goreklassiker, die heute als Prototypen des Splatterfilms gelten. Dazwischen kehrte er immer wieder zum Sleaze und Exploitation Genre zurück. Die meisten seiner Filme blieben vor dem Videozeitalter den amerikanischen Grindhousekino Besuchern vorbehalten. Lediglich Alley Tramp schaffte es unter dem Titel Ach, blas mir doch mal einen Marsch auch auf deutsche Leinwände.
Die Filmrollen zu Linda and Abilene (1969) gingen verloren und es existieren keine Kopien mehr. Die Dreharbeiten fanden auf der von Charles Manson und seiner Sekte bewohnten Spahn Ranch statt.
Nach The Gore Gore Girls wurde Lewis 1972 des Movie Business müde, zumal da seine Verdienstmöglichkeiten beschränkt waren, da sich seine Werke kaum im Ausland vermarkten ließen und auch in den USA lediglich in wenigen Kinos zu sehen waren.
Lewis gründete mit großem Erfolg eine Werbeagentur und verfasste angefangen mit The Businessman's Guide to Advertising and Sales Promotion (1974) über 20 Bücher über Marketing und Werbung, die im Gegensatz zu seinen Filmen teils auch international veröffentlicht wurden.
Zunächst dank Video und später durch die DVD erreichte Lewis Jahre nachdem er von der Leinwand verschwunden war Kultstatus. Dies ist vor allem dem umtriebigen kleinen Label Something Wierd zu verdanken, das seine Filme neu veröffentlichte. Daran maßgeblich beteiligt war Regisseur Frank Henenlotter, der einige Jahre für das Label arbeitete und Lewis als seinen größten Einfluss angibt.
Angespornt von seinem neu erworbenen Kultstatus schob Lewis 2002 nach dreißig Jahren Pause mit Blood Feast 2 einen neuen Film nach.
Seit 2009 arbeitet er mit Grim Fairy Tales an einem neuen Projekt, das von seinen Fans mit Spannung erwartet wird.
Lewis war zwischen 1948 und 1983 dreimal verheiratet und hat fünf Kinder. Selbst hat er keinerlei künstlerische Ambitionen, was das Filmemachen anbelangt. Er sieht es lediglich als Geldquelle und meinte, dass er jeden bedauere, der darin eine Kunstform sieht.
Sie haben noch keine Artikel in Ihrem Warenkorb.